Umbau eines Kiefernbestands zum nachhaltigen Mischwald
Der Besitzer des Waldes ist zeitlich und finanziell nicht in der Lage, den Umbau selbst zu organisieren. Er wandte sich daher an uns, mit der Bitte um Unterstützung.Seine Motivation beschrieb er wie folgt:span
Das Waldstück, welches renaturiert werden soll, ist 2 Hektar groß und geprägt durch eine Kiefernmonokultur. Der Wind- und Trockenheitsdruck ist hoch, da es sich auf einer Erhöhung und am Feldrand befindet. Der Boden hat für Brandenburger Verhältnisse eine gute Beschaffenheit. Die Wasserhaltekraft ist überdurchschnittlich, dennoch erschwert die Erhöhung die Aufnahme der Niederschläge. Vereinzelte Windbrüche sind bereits aufgetreten.Durch eine gezielte Aufforstung mit standortgeeigneten Pflanzen soll die Stabilität des Ökosystems Wald erreicht werden, bevor dieser unter der eigenen Beschaffenheit zusammenbricht.Durch Wildverbiss, Lichtmangel, Trockenheit, Versauerung des Bodens und dem fehlenden Saatgut durch angrenzende Forstkulturen, die andere Baumarten beherbergen, können sich selbstständig kaum andere Baumarten etablieren.
Die Komplexität, die dieses Ökosystem mit sich bringt, lässt sich von uns Menschen kaum erfassen. Deshalb bin ich der Auffassung, je weniger der Mensch tut, umso besser geht es der Natur. Da wir die Wälder zu dem gemacht haben, was sie sind, müssen wir ihnen wenigstens den Start in die Renaturierung vereinfachen oder überhaupt ermöglichen. Meine Ziele, die hinter den Maßnahmen stehen, sind leicht beschrieben: Einen Forst zu erschaffen, der für die Zukunft gewappnet ist, komplett unberührt bleibt und somit ein Stück wirklicher Natur zurückholt.
Diese Botschaft ist genau das, wofür wir mit der Arbeit der NeuWald stehen!
Wir arbeiten auf dieser Fläche zum ersten Mal mit dem NeuWald-Wildzaun, der Wildverbiss verhindert und so einen geschützten Raum für die darin befindlichen Pflanzen und Kleintiere bietet. Der Zaun ist ausschließlich aus Holz und Naturfasern gebaut. Er wird sich nach 15 bis 20 Jahren durch Verrotten selbst entsorgen: Der Mensch zieht sich zurück - die Natur kann sich aus eigener Kraft weiter entfalten.
Status des Projekts im Dezember 2023.
An 4 Samstagen im November 2023 haben wir etwa zwei Drittel der Arbeiten durchgeführt:
- Auslichten: zur Vorbereitung wurden etwa 250 Bäume durch professionelle Baumpfleger gefällt, um ausreichend Licht in das Waldstück zu bringen.
- Rücken: DoukeEekman, ein lokaler Kleinunternehmer zog die Mehrzahl der Stämme mit seinem ausgebildeten Rückepferd für den Abtransport aus der Fläche. Diese Tätigkeit heißt im Fachjargon "Rücken". Bilder dazu finden sich weiter unten auf dieser Seite.
- Zaunbau: Dank der zahlreichen Helfer konnten wir trotz widriger Umstände (schwieriges Gelände, Wetter, Versetzen eines Zaunabschnitts) zwei Drittel des Zauns fertigstellen.
- Säen: Etwa die Hälfte der Samen sind eingesetzt (Stieleiche, Roteiche, Feldahorn, Buche, usw.). Der kleine Waldsaum am oberen Ende muss ebenfalls noch gepflanzt werden.
Einer der wichtigsten ersten Schritte ist die Abstimmung mit dem zuständigen Revierförster. Keiner kennt die forstwirtschaftlichen Bedingungen, aber auch die Befindlichkeiten und Gewohnheitsrechte der Waldbesitzer besser als er.
Der Wald ist recht typisch für Brandenburger Forste, die meist als Monokultur-Plantagen angelegt sind.
Auf der Fläche liegen bereits auf Länge geschnittene Stämme, die zum großen Teil herausgezogen werden müssen, bevor der Wildzaun um die gesamte Fläche geschlossen wird.
Wer ist stark genug, die Stämme herauszuziehen?
Nele, die erfahrene Stute des Rückers scheint eher belustigt über das geringe Gewicht der Stämme: Normalerweise muss sie komplette Bäume herauswuchten.
Eine schwere Arbeit für den Rücker, der jeden Stamm erst einspannen muss.
Wenn man Mensch und Tier bei der Arbeit beobachtet, stellt sich unwillkürlich eine Entschleunigung ein.
Sobald das Fällen und Rücken abgeschlossen ist, kommt die Zeit des Zaunbaus. Die Helfer bekommen eine Wegbeschreibung. Die Wege und Abzweigungen sind auch mit Flatterband markiert.
Die meisten machen das ja zum ersten Mal: Also ist eine gründliche Einweisung gefragt: Was muss beim Zaunbau beachtet werden, wie geht man vor?
... bei jedem Einsatz ein neues Team und eine neue Einweisung.
Endlich kommt die Lieferung der Zaunelemente. Jedes ist 4 m lang und 1,90 m hoch. Der LKW kann mit etwas über 50 Elementen beladen werden. Die Elemente werden im Ökokombinat Bad Belzig gefertigt und direkt am Morgen angeliefert.
Die Elemente werden von Hand abgeladen und in die Nähe der jeweiligen Stelle gebracht, wo sie aufgebaut werden sollen.
Es dauert 30 bis 40 Minuten, bis alles entladen ist. Parallel dazu beginnt bereits der Aufbau.
Zwischendurch ein Interview für die Lausitzer Rundschau. Der Artikel findet sich hier.
Akkubohrer, Dübel und Hammer - mehr braucht es nicht.
Der Zaun steht frei auf dem Boden wie ein Stuhl, nichts ist in den Boden gerammt, damit die Stützen nicht von unten her verfaulen.
Lachen und Spass bei der Arbeit ist erwünscht.
Je weiter der Zaun fortgeschritten ist, desto weiter muss das Material getragen werden.
Man glaubt nicht, wie oft man durch das Areal unterwegs ist und - wie groß selbst eine Fläche von "nur" 2 Hektar sein kann, besonders wenn man durch Brombeeren und Sträucher gehen muss.
Parallel zum Zaunbau werden bereits Samen in die Erde vorbereitet und ...
... zu den ausgesuchten Pflanzstellen gebracht.
Was Nele nicht beseitigt hat, muss eben vom Menschen beiseite geräumt werden.
Bald ist die Hälfte des Waldstücks geschafft. Das bedeutet dann auch, dass nun die längsten Wege zu gehen sind. Zum Glück sind die Zaunelemente nicht schwer.
Seitliche Stützen und diagonale Verstrebungen anbringen. Bohren, Dübeln und Hämmern. Mit der Zeit sitzt jeder Handgriff. Kleine Arbeitsteams bilden sich fast von alleine.
Eine Geländekante ist eine Herausforderung für das Tragen und den Aufbau.
Mehrere abgestorbene Birken müssen abgesägt werden, weil die Gefahr besteht, dass sie beim nächsten Sturm auf den Zaun fallen.
Jedes Team findet zu einem eigenen Rhytmus.
Am Ende des Tages sind wir selbst ertaunt, was wir alles fertiggestellt haben.
Ein Panoramabild zeigt die obere Ecke des Zauns.
Diese Eiche, bekommt durch das Auslichten die Chance, eine artgerechte Krone auszubilden.
Am Ende entsteht durch den Umbau ein Wald, der sich selbst als System organisieren kann. Der entstehende Lebenraum wird von ganz alleine für den Menschen eine Augenweide sein.